Anfang des Jahres arbeitete ich mit dem Kostümbildner und Stylisten Sebastian Simon und der Visagistin Carina Wittmann an einem sehr schönen Projekt. Wir inszenierten die 7 Todsünden.
Sebastian entwarf phantasievolle Kostüme, die jeweils eine Todsünde thematisierten und somit zur Sünde in Menschengestalt wurden.
Ich entschied mich für eine abstrakte fotografische Umsetzung mit angeblitzten Langzeitbelichtungen.
Als Assistent half mir Chris Noltekuhlmann, Sofie Uhla war für die Haare zuständig. Die Models waren: Neid: Emilio, Geiz: Dennis, Wolllust: Gökhan, Völlerei: Daniel, Eitelkeit: Henry, Faulheit: Alberto, Zorn: Guille
Die Serie wurde gerade in dem südamerikanischen Idem Magazin veröffentlicht. Bis jetzt habe ich selten die Fotos im Magazinlayout präsentiert. Allerdings gefällt mir das Layout von Idem so gut, dass ich Euch heute zeige, wie man sie bei Idem sehen kann.

Das Konzept zu dem Projekt liest sich folgendermaßen:
Der Katechismus der katholischen Kirche nennt ein besonders schweres Vergehen eine Todsünde durch das „ein Mensch bewußt und frei Gott und sein Gesetz sowie den Bund der Liebe, den dieser ihm anbietet, zurückweist, indem er es vorzieht, sich sich selbst zuzuwenden oder irgendeiner geschaffenen und endlichen Wirklichkeit, irgeneiner Sache, die im Widerspruch zum göttlichen Willen steht.“
So wie Papst Johannes Paul II es im Apostolischen Schreiben von 1984 konkretisierte, wurde der Lasterkatalog in seinen Ursprüngen im 6.Jahrhundert von Papst Gregor I bereits formuliert und diese Laster haben wir als schlechte Charaktereigenschaften tief verinnerlicht.
In moderner Ausführung begegnen wir einigen der Todsünden formuliert als Sünden bezüglich der Grundsätze ethischen Handelns in der kapitalistischen Welt von Mahatma Gandhi. Er nennt sie
Reichtum ohne Arbeit, Genuss ohne Gewissen, Wissen ohne Charakter, Geschäft ohne Moral, Wissenschaft ohne Menschlichkeit, Religion ohne Opferbereitschaft und Politik ohne Prinzipien.
Sei es nun die anstehende Wahl eines neuen Pabstes, der Gammelfleischskandal oder der Individualismusdebatte unserer Gesellschaft – das Thema der (Tod-) Sünden ist wohl stets präsent und umgibt uns in unserem alltäglichen Handeln, sei es als spontane Regung, Antrieb kriminellen Handelns oder als persönliche Phantansie. Aus diesem Antrieb liefern wir Euch eine fotografisch abstrakte Visualisierung der 7 Todsünden. Das Thema der Sünde wird in ihrer Ambivalenz Verbot & Reiz durch zweifarbiges Licht sowie Kontrastierung treffend umgesetzt, die Abstraktion lässt Interpretationsspielraum für jeden, der sich mit dem Thema schon einmal auseinandergesetzt hat.

Hier gibt es noch ein paar Fotos, die es nicht ins Magazin geschafft haben: