Ich liebe das 6×6 Format. Ich mag die geringe Schärfentiefe, die ich mit meiner Mittelformatkamera erzielen kann, ich liebe das freie Gestalten mit dem quadratischen Format, ohne von vorgegebenen Fokuspunkten eingeschränkt zu sein. Ich mag den großen, hellen Sucher. Ich mag den Geruch und den Look des analogen Filmmaterials. Aber ich hasse es, die Filme zu entwickeln, Kontakte zu erstellen und das Ganze einzuscannen. In meinem Labor sammeln sich immer wochenlang unentwickelte Filme an, weil ich mich nicht aufraffen kann, die Filme aufzuspulen und zu entwickeln. Ich würde es aber noch mehr hassen, die Filme in ein Labor zu geben. Also träume schon seit Jahren von einer digitalen Mittelformatkamera mit einem 6x6cm großen Chip. Ich bin aber auch realistisch und weiß, dass die Chips so teuer sind, dass mein Traum wahrscheinlich nie in Erfüllung gehen wird. Also ist es an der Zeit, mir mal wieder mögliche Alternativen anzuschauen.
Mein Freund und Kollege Frank Zauritz und ich hatten vor ein paar Tagen eine Hasselblad Demo. Der nette Herr Seidl kam extra den weiten Weg aus Süddeutschland, um uns die neue H4D40 und die H4D50 vorzuführen, bzw. uns damit herumspielen zu lassen. Mein erster Eindruck: super. Das Ding liegt gut in der Hand, hat ein adäquates Gewicht, die Knöpfe liegen intuitiv an der richtigen Stelle. Das Fotografieren geht leicht von der Hand. Alles fühlt sich unkompliziert und richtig an. Das absolute Highlight ist der True Focus. Das funktioniert! Damit kann ich wieder völlig frei gestalten und bin endlich unabhängig von irgendwelchen Fokuspunkten. True Focus ermöglicht einen selektiven Autofokus an jeder beliebigen Stelle des Bildes. Wirklich genial! Die Kamera ist auch recht schnell und ein Rauschen ist sogar bei 800 ASA kaum wahrnehmbar. Der geringe Schärfentiefenbereich sieht mit dem 80mm bei offener 2,8er Blende einfach richtig gut aus. Allerdings ist auf den ersten Blick der Unterschied des Schärfentiefebereichs im Vergleich mit einem 1.4/50mm an einer KB DSLR nicht so markant wie ich es mir erhofft habe. Aber das kann auch täuschen. Probleme hat die Kamera jedoch wenn die Sonne ins Bild strahlt und ich eine Person fokussieren möchte, die direkt im Gegenlicht steht, der Fokus funktioniert dann nämlich nicht vernünftig. Das ist schade, denn ich fotografiere gerne gegen die Sonne. Damit hat zwar auch meine D3x manchmal leichte Probleme, aber im Großen und Ganzen meistert die Nikon diese Problematik ganz gut, wohingegen die H4D nur fokussiert, wenn ich die Sonne weniger stark einstrahlen lasse. Aber abgesehen davon, ist die H4D eine ganz tolle Kamera, auch wenn sie das ultimative Mittelformatfeeling, das ich von meiner analogen 6×6 gewohnt bin, nicht vermittelt. Aber möglicherweise ist dieses Feeling einfach analog und lässt sich nicht auf digital übertragen.

Hier sind ein paar der Bilder, die ich während des Tests von meinem lieben Freund Frank gemacht habe, der nur so grimmig guckt, weil sein linkes Auge entzündet war…

H4FZ