Es ist schon eine Weile her, dass ich mich in Frankfurt mit der Band Capitano traf, um gemeinsam mit allen Bandmitgliedern in der Küche des Sängers John Who!? nach einer simplen Videoidee für den Song „Dive“ zu suchen. Zwischen Reis, Gemüsecurry, Sprudelwasser und vielen kleinen Gedankenblitzen entstand die einfache Idee, die 4 Musiker mit Klebeband an einer Wand zu befestigen und dann ein kleines Musikvideo zu drehen. Zurück in Berlin machte ich mich mit meinen Freunden von der Mutter & Vater Filmproduktion daran, den Plan umzusetzen. Je tiefer wir in die Materie eintauchten, desto klarer wurde uns, dass dieses Konzept deutlich schwieriger umzusetzen sein wird, als ich erwartet hatte. Unsere Recherche ergab, dass es gar nicht ungefährlich ist, einen Menschen an eine Wand zu kleben. Bei diversen Versuchen, von denen wir im Internet lasen, traten bei einigen anderen Probanden schon nach gut einer Stunde, Überhitzungen, drohende Erstickung oder Ohnmacht auf. Die Capitanos versicherten mir daraufhin, dass sie sehr fokussiert und hart im Nehmen sind und das Ding auf jeden Fall durchziehen wollen. Mir war aber trotz der Hingabe der Band klar, dass ich nur eine sehr kurze Zeit haben werde, dieses Video zu drehen, bevor meine Band an der Wand kollabieren wird. Einfach tonnenweise Klebeband kaufen und die Herren dann an irgendeine Mauer rankleben, kam also nicht in Frage. Die Wand musste spezielle Schutzvorrichtungen haben, das Befestigen und Ablösen des Klebebands muss sehr schnell möglich sein, dazu sollte sie aus ästhetischen Gründen einen ganz bestimmten Grauton haben, ich brauchte eine ordentlich Mindestgröße, der Putz muss tragfähig sein und die Wand stabil. All diese Eckdaten führten dazu, dass unsere Ausstattung Set-Up uns kurzerhand eine passende 5m hohe Wand mit allen Wunschattributen baute.
Wir fingen klein an, bei den meisten closeups musste noch niemand mit seinem gesamten Gewicht an der Wand hängen. Aber als wir dann begannen, die Totalen mit John Who!? zu drehen, lief die Uhr. Er klebte tatsächlich in der Mitte der Wand. Alles war auf den Punkt vorbereitet und lag bereit, wir drehten ein paar Einstellungen mit ihm alleine und klebten dann auch noch die anderen drei an die Wand. Mit zwei Kameras fingen wir dann die coolsten Momente des Videos ein. Unter der grau geschminkten Maske schimmerte aber schon die Blässe der Übelkeit bei dem ein oder anderen Protagonisten durch. Ich rief den Jungs immer wieder Durchhalteparolen zu, weil ich wusste, dass es sich lohnen wird. Wir beeilten uns noch mehr und fingen an, die Band mit Farbbeuteln und mit Farbe gefüllten Eiern zu bewerfen. Das war ein ziemliches Gewusel, weil jede freie Hand am Set mehrfach auf die Wand Farbe werfen musste. Das hätte ein ziemlicher Spaß für uns sein können, aber die Band litt unter ihren klebrigen Fesseln und der daraus resultierenden Unbeweglichkeit. Ich weiß nicht, ob sie einfach nur ohnmächtig stoisch oder irrsinnig professionell waren, sie zogen das Ding durch. Nach knapp 3 Stunden war der ganze Spuk vorbei.

Hier könnt Ihr das Ergebnis dieser kleinen, einfachen Videoidee sehen:

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Ich verstehe im Übrigen nicht, wieso diese tolle Band immer noch ein Geheimtipp ist. Das Album „Hi“ ist super, die sind auch „live“ richtig gut. Davon könnt Ihr Euch übrigens im Herbst selbst überzeugen, dann geht die Band nämlich auf Deutschlandtour.
Meine Empfehlung, einen Gig der Band vergisst man nicht so schnell.

Credits:
Regie: Katja Kuhl
DoP: Mario Krause
Schnitt: Andrea Guggenberger
Color Grading: Bowcouleur
Make-up: Silke Zeitz
Styling: Nadine Engel
Ausstattung: Set-Up
Producer: Sabine Steyer-Violet
Mutter & Vater Filmproduktion